Die Geschichte von Herrn L.
Wenn der Körper ruft und keiner versteht ihn
Herr L. stellt sich vor
Herr L. ist 50 Jahre alt. Ein stiller Mann, zuverlässig, pflichtbewusst.
Als er zum ersten Mal in meine Praxis kam, setzte er sich vorsichtig auf den Stuhl, als würde schon das Sitzen Schmerzen bereiten.
„Ich habe seit Monaten Rückenschmerzen“, sagte er. „Mal sind sie stärker, mal schwächer – aber sie gehen nie ganz weg. Ich war bei Orthopäden, Neurologen, Internisten … niemand findet etwas. Alle sagen, ich sei körperlich gesund. Aber ich spüre es doch: da ist etwas.“
Seine Stimme schwankte zwischen Enttäuschung und Scham.
„Ich habe das Gefühl, keiner glaubt mir mehr.“
Unklare körperliche Beschwerden ohne Befund
Ich erklärte ihm, dass es körperliche Symptome ohne organische Ursache geben kann und dass diese sehr real sind.
„Ihr Körper ist gesund, aber er leidet trotzdem. Das nennt man eine somatoforme Störung. Der Körper trägt etwas, was die Seele nicht ausdrücken konnte.“
Herr L. nickte langsam. „Also … mein Körper redet, weil ich nicht reden kann?“
„Ja“, sagte ich. „Und wir werden gemeinsam lernen, wieder zuzuhören.“
Umgang mit somatoformen Störungen – den Körper verstehen
Wir begannen damit, seine Schmerzen zu beobachten, ohne sie sofort zu bekämpfen.
In einem Körpertagebuch notierte Herr L., wann der Schmerz stärker wurde. Schon nach einer Woche fiel ihm etwas auf:
- Besonders nach stressigen Tagen auf der Arbeit,
- wenn er sich überfordert fühlte,
- oder wenn er Konflikte vermied, die ihn innerlich beschäftigten.
„Das ist seltsam“, sagte er. „Ich merke, dass der Schmerz lauter wird, wenn ich innerlich unruhig bin.“
Ich erklärte ihm, dass Stress, innere Anspannung und unverarbeitete Gefühle sich im Körper zeigen können – als Anspannung, Druck oder Schmerz.
Sein Körper war kein Feind, sondern ein Warnsignal.
Hilfe bei chronischen Schmerzen ohne Diagnose
Mit kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) und lösungsorientierten Ansätzen arbeiteten wir daran, wie er auf seine Beschwerden reagiert.
Bisher war sein erster Gedanke immer: „Da ist wieder was Schlimmes. Es wird nie aufhören.“
Dieser Gedanke erzeugte Stress – und der verstärkte die Schmerzen.
Übung für den Klienten Herrn L.
Wir formulierten neue, hilfreichere Sätze:
- „Ich spüre den Schmerz, aber ich bin sicher.“
- „Mein Körper meldet sich, weil ich überlastet bin.“
- „Ich kann lernen, ihm zu helfen, statt ihn zu bekämpfen.“
In Atem- und Achtsamkeitsübungen lernte Herr L., seine Muskeln zu entspannen und seinen Atem zu beruhigen, wenn die Schmerzen stärker wurden.
„Es ist verrückt“, sagte er eines Tages, „aber wenn ich mich auf den Atem konzentriere, fühlt sich der Rücken wirklich leichter an.“
Wenn Gefühle körperlich werden (Schematherapie & Transaktionsanalyse)
Wenn Gefühle körperlich werden (Schematherapie & Transaktionsanalyse)
In der Transaktionsanalyse schauten wir auf seine inneren Anteile:
Da war der strenge Antreiber: „Reiß dich zusammen! Sei stark!“
Und das erschöpfte Kind-Ich, das nur noch flüstern konnte: „Ich kann nicht mehr.“ Mit Schematherapie arbeitete er daran, diesen überhöhten Leistungsanspruch loszulassen. Er stellte sich vor, wie sein erwachsenes Ich den erschöpften Teil in den Arm nimmt und sagt:
„Ich sehe dich. Du musst den Schmerz nicht allein tragen.“
In diesem Moment wurde es still. Herr L. schloss die Augen.
„Ich glaube, das ist der erste Satz, den ich je zu mir selbst gesagt habe, ohne mich zu verurteilen.“
Körperliche Symptome ohne organische Ursache – verstehen statt bekämpfen
Nach und nach lernte Herr L., die Sprache seines Körpers zu deuten.
Wenn sein Rücken schmerzte, fragte er sich: „Was will mir mein Körper sagen?“
Oft lautete die Antwort: „Ich bin überfordert, ich brauche Ruhe.“
Statt sofort Schmerzmittel zu nehmen oder sich zu ärgern, begann er, kurze Pausen zu machen, zu atmen, spazieren zu gehen oder sich einfach zu strecken.
So entstand langsam ein neuer Umgang mit seinen Symptomen:
Nicht mehr Kampf – sondern Verständnis.
Hilfe zur Selbsthilfe – den Körper wieder als Partner erleben
Mit der Zeit baute Herr L. sich seinen persönlichen Selbsthilfeplan auf:
- Tägliche Körperpause: Kurz innehalten, atmen, die Schultern bewusst lockern.
- Innere Rückmeldung: Sich fragen: „Wie geht es mir wirklich?“ – nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.
- Entspannung als Routine: Kurze Meditation, Musik hören, Bewegung in der Natur.
- Gespräche suchen: Über Sorgen sprechen, bevor sie den Körper erreichen.
- Positive Selbstwahrnehmung: Jeden Abend drei Dinge aufschreiben, die gut getan haben – egal, wie klein sie sind.
„Das sind meine Werkzeuge“, sagte Herr L. stolz. „Wenn die Schmerzen kommen, habe ich etwas, das hilft – und ich muss nicht mehr hilflos zusehen.“
Der Wendepunkt – Kontrolle statt Hilflosigkeit
Einige Wochen später kam er mit aufrechter Haltung in die Praxis.
„Die Schmerzen sind noch da“, sagte er, „aber sie beherrschen mich nicht mehr. Ich erkenne, wann ich überfordert bin – und reagiere, bevor mein Körper laut werden muss.“
Er erzählte, dass er in stressigen Momenten im Büro kurz aufsteht, tief atmet und bewusst die Schultern entspannt.
„Früher hätte ich das nicht gemacht. Heute weiß ich: Das ist keine Schwäche, das ist Fürsorge.“
Abschluss – Freundschaft mit dem eigenen Körper
In der letzten Sitzung zeigte er ein Bild, das er selbst gemalt hatte:
Ein Mann mit einem schweren Rucksack, der ihn fast zu Boden drückt. Neben ihm steht derselbe Mann, diesmal mit einem kleineren Rucksack, der aufrecht und ruhig geht.
„Ich trage mein Leben jetzt leichter“, sagte Herr L. „Ich kann die Schmerzen hören, ohne dass sie mich erdrücken. Ich habe gelernt, mich selbst zu verstehen.“
Fazit – Wege zur Linderung somatoformer Beschwerden
Herr L. hat gelernt, unklare körperliche Beschwerden ohne Befund als Botschaften seines Körpers zu verstehen.
Er erkennt heute frühzeitig, wann Stress oder innere Konflikte körperliche Reaktionen auslösen, und hat Wege gefunden, sich selbst zu beruhigen und zu entlasten.
Herr L. sagt heute:
„Früher dachte ich, mein Körper sei mein Gegner. Heute weiß ich: Er ist mein Lehrer. Wenn ich auf ihn höre, finde ich Ruhe – und Heilung.“
Therapeutische Ansätze, die Herrn L. halfen:
- KVT: Neue Gedankenmuster bei Schmerz und Angst.
- Schematherapie & TA: Erkennen innerer Antreiber und Stärkung der gesunden Selbstfürsorge.
- Lösungsorientierte Therapie: Fokus auf kleine, machbare Schritte zur Veränderung.
- NLP & Imaginationsarbeit: Aufbau positiver Körperbilder und innerer Ruhe.
- Systemische Arbeit: Einbindung von Familie und Umfeld als Unterstützung.
Erfahren Sie mehr über die angewandten Methoden:
Hilfestellungen – Wege aus der Depression
- Unklare körperliche Beschwerden ohne Befund ernst nehmen:
– Auch ohne Diagnose sind Schmerzen echt. Ihr Körper signalisiert Überlastung. - Körperliche Symptome ohne organische Ursache verstehen:
– Sie sind ein Ausdruck innerer Anspannung, kein Zeichen von Einbildung. - Hilfe bei chronischen Schmerzen ohne Diagnose:
– Atemübungen, Entspannung, Gespräche, Achtsamkeit.
– Lernen, den Körper zu beruhigen, statt ihn zu bekämpfen. - Umgang mit somatoformen Störungen:
– Stressquellen erkennen, Grenzen setzen, Gefühle ausdrücken. - Hilfe zur Selbsthilfe:
– Eigene Rituale schaffen, die Körper und Seele in Einklang bringen.
– Bewusst Pausen einbauen und Selbstmitgefühl üben.
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